Niedenstein erzeugt viel Strom direkt vor Ort

Beim Blick über den Chattengau ist die Biogasanlage zu sehen, durch die Energie erzeugt wird. Foto: Erich Sommer

76,4 Prozent aus erneuerbaren Energien

Freitag, 05. Juni 2020, Melsunger Allgemeine / Lokales

Niedenstein erzeugt mehr als 75 Prozent des Stromverbrauchs durch erneuerbare Energien direkt vor Ort. Mit dem Bau des neuen Feuerwehrhauses könnten es bald sogar bis zu 85 Prozent sein. Und das ist nicht alles: Die Stadt liegt bereits jetzt nur noch 3,6 Prozent unter dem bundesweiten Ziel, bis zum Jahr 2050 80 Prozent des Stroms durch erneuerbare Energien zu gewinnen.
Der Ehrgeiz, genau dieses Ziel nun so schnell wie möglich zu erreichen, sei nun natürlich geweckt, berichtet Bürgermeister Frank Grunewald. Nach den aktuellsten Zahlen des Netzbetreibers Energie Netz Mitte aus 2018 sind 296 Anlagen für erneuerbare Energien in die Auswertung eingeflossen. Darunter fallen zwei Biogasanlagen in Niedenstein und Metze, Photovoltaik-Anlagen auf öffentlichen und privaten Gebäuden sowie die Stromerzeugung mittels Wasserkraft.
„Mit dem Strom der großen Biogasanlage werden viele kommunale Häuser, Edeka, Netto, das Schwimmbad und die Kindertagesstätte versorgt“, sagt Grunewald. Stromerzeugung und -verbrauch stünden in einem guten Verhältnis. Zu den Abnehmern gehören private Haushalte, Land- und Forstwirtschaft sowie Industrie, Handel und Gewerbe. Auch die Straßenbeleuchtung fließe etwa in die Berechnung ein, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. „Es wirkt sich natürlich auch aus, dass wir hier weniger Industrie haben“.

Der Trend zu Nachhaltigkeit und grünem Strom macht sich in Niedenstein bemerkbar – besonders in den Neubaugebieten der Stadt. „Viele Privathaushalte legen deutlich mehr Wert auf erneuerbare Energien“, sagt der Bürgermeister. Etwas, das die Stadt unterstützt. Niedenstein fördert ökologische Baumaßnahmen – in Kaufverträgen für Grundstücke in Neubaugebieten sei inzwischen gar ein Passus eingearbeitet, der auf die Förderung hinweist. Ziel sei, die ökologische Komponente mit der Familienfreundlichkeit, die sich die Stadt auf die Fahne geschrieben hat, zu kombinieren.

Das scheint zu klappen: Von 60 Häuslebauern in den zahlreichen Neubaugebieten nähmen derzeit mehr als 40 die Finanzspritze der Kommune in Anspruch, schätzt Grunewald. Zwar gebe es die Unterstützung auch für Eigentümer von Bestandsgebäuden, sie werde dort aber nur selten genutzt.

Das alles ist dem Rathaus-Chef aber nicht genug. „Wir spielen mit dem Gedanken, in ein neues Baugebiet den Passivhaus-Standard zu integrieren“, so Frank Grunewald. Denn: Die positive Energie-Bilanz passe ganz klar zum Prädikat Luftkurort der Stadt. chm